Sabine Lanius und Manuel Fink, seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer von 4 Unternehmen der Adecco Group, im Gespräch über das, was in Bewerbungsgesprächen wirklich zählt. Dabei geht es um die eigenen Werte, wie sich Sozialkompetenz zeigt und welchen Stellenwert für Führungskräfte ihre Konfliktfähigkeit haben sollte.

Bewerbungsgespräche jenseits des Standards

Einstellungsprozesse haben sich in den letzten 20 Jahren sehr verändert. Ganz gleich, ob es sich um Methoden wie Assessment-Center oder Interviews handelt, wurden sie bei Adecco angepasst, sie werden weiterentwickelt und kontinuierlich optimiert.

Manuel Fink legt viel Wert auf das Gespräch, wenn die fachlichen Qualifikationen geprüft sind und passen. Dabei bringt er sich und seine Persönlichkeit ein und erwartet das auch vom Bewerber.

Mit der Führungskraft sollen sich die Mitarbeiter identifizieren können. Wenn das nicht gegeben ist, führt das letztendlich zu Mitarbeiter-Frust und zu Fluktuation.

Ungewöhnliche Fragen führen zu beeindruckenden und wertvollen Erkenntnissen über den Bewerber

Manuel Fink verwendet Fragen, die nicht jeder stellt. Da die fachliche Qualifikation an diesem Punkt des Bewerbungsprozesses, an dem der Bewerber im Vorstellungsgespräch sitzt, bereits geklärt ist, möchte er mehr über die Person erfahren und das geht, so sagt er am besten mit etwas anderen Fragen. Er hat das selbst in einer Gespräch-Situation vor Jahren erlebt, in der ihn ein australischer Geschäftspartner, den er nicht kannte, als erstes gefragt hat, was er neben seiner Arbeit mache. Das hat ihn sehr beeindruckt und ihn darin bestärkt, dass man mit genau solchen Fragen auch spannende Antworten von Bewerbern bekommt.
Eine weitere sehr wichtige Frage ist: Welches Buch lesen Sie gerade? Hier geht es ihm nicht so sehr um die Bewertung des Lesegeschmacks. Stutzig macht es ihn als Vielleser jedoch, wenn ein Kandidat antwortet, dass er gar nicht liest. Dann schließt er die Frage an, wie sich der Kandidat sonst weiterbildet. Manuel Fink ist davon überzeugt davon, dass Führungskräfte lesen sollten. Vielleicht liegt das daran, dass er mehrere Bücher im Monat liest und außerdem Hörbücher nutzt.

Der Zusammenhang von guter Kommunikation und hoher Sozialkompetenz

Manuel Fink nimmt Abstand von Begriffen wie Allgemeinplätzen wie Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit, sondern glaubt, dass soziale Kompetenz sich in einer guten Kommunikationsfähigkeit zeigt. Diese lässt sich erlernen und stetig verbessern. Dabei kommt es neben der verbalen auch auf die nonverbale Kommunikation wie Mimik, Gestik, Körpersprache an.

So spricht Manuel Fink zum Beispiel einen Bewerber im Interview darauf an, wenn ihm auffällt, dass dieser aufgeregt und nervös ist. Er erklärt ihm, dass er dafür keinen Anlass geben will. Er ist überzeugt davon, dass es wichtig ist, aus der Stresssituation herauszukommen und hält überhaupt nichts von Stressinterviews.

Weitere Fragen, die der erfahrene Personaler seinen Kandidaten stellt, beziehen sich auf die bisherigen Erfahrungen in Bezug auf die Teamgröße, die Freude am Führen und Fragen dazu, wie er bisher die Teamkommunikation gestaltet hat. Dabei erfährt Manuel Fink viel über die zugrunde liegenden Werte und Einstellungen und darüber, wie der Kandidat mit Konflikten umgeht.

Als Führungskraft muss man Konflikte lieben!

Manuel Fink hält Konfliktfähigkeit für eine wesentliche Fähigkeit einer Führungskraft. Konflikte geben die Chance zur Weiterentwicklung – für das Team und für die Organisation.
Gute Führungskräfte haben weniger Eskalationen, weil sie Konflikte frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um sie offenzulegen. Wer als Führungskraft das Modell der Konflikttreppe nach Friedrich Glasl kennt und damit arbeitet, ist in der Lage, die Dynamik in Konflikten wahrzunehmen, sie zu analysieren und früh genug zu intervenieren.
Auf Stufe 3 der 9-stufigen Treppe des Modells ist es – da sind wir uns beide einig – dringend geraten, zu handeln. Hier beweist eine Führungskraft ihre Sozialkompetenz, wenn sie spätestens an dieser Stelle ins Handeln und in den Dialog kommt. Auf diese Weise lassen sich tiefgreifende Schäden, die aus Konflikten resultieren können, vermeiden.

Die Konfliktfähigkeit eines Bewerbers lässt sich an seiner Reaktion auf Feedback erkennen

Ein wichtiger Indikator ist, wie der Kandidat mit Feedback umgeht. Manuel Fink ist es schon während des Interviews wichtig, Feedback zu geben. Auch wenn bei ihm das Feedback am Ende des Interviews zum Standard gehört, bekommt sein Gegenüber bereits zwischendurch Rückmeldung – wie z.B. wenn er Nervosität bemerkt. Aus der Reaktion des Kandidaten lässt sich gut ablesen, wie dieser mit dieser Rückmeldung umgeht. Jemand, der eine Feedback-Kultur beherrscht und verinnerlicht hat, entspannt sich, bedankt sich und freut sich über das Feedback. Weniger offene Menschen verschließen sich in diesem Moment und zeigen auch in ihrer Körpersprache eine eher zurückweichende Reaktion.

Auch wenn wir beide wissen, dass insbesondere die Deutung der nonverbalen Kommunikation nicht an einzelnen Gesten festgemacht werden, sondern im Kontext der Situation betrachtet werden sollte, ist es sinnvoll, auf körpersprachliche Signale des Gegenübers zu achten und genauer hinzuschauen.

Buchempfehlungen für (Vertriebs-)Führungskräfte

Manuel Finks Top-Tipp ist der Klassiker für Vertriebs-Führungskräfte von Dale Carnegies „Wie man Freunde gewinnt“. Dieses Buch eignet sich wunderbar als Geschenk, denn es enthält wertvolle Tipps zum Aufbau von Vertriebskompetenzen, z.B. wie man ein guter Gesprächspartner wird.
Ein weiteres Buch auf der Empfehlungsliste ist „Finde dein Warum: Der praktische Wegweiser zu deiner wahren Bestimmung“ von Simon Sinek. Der ultimative Tipp für jede (angehende) Führungskraft, weil es eine sehr genaue Anleitung gibt, wie man das persönliche „Warum“ ermitteln kann. Aus dem Sammeln und Reflektieren der eigenen Geschichte(n) lässt sich gut herausfiltern, was man wirklich will, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen und vor allem, was einen wirklich antreibt. Auf dieser Reise lernt der Leser sehr viel über sich selbst. Eine wichtige Erfahrung ganz besonders für Führungskräfte und für Menschen, die sich auf dem Weg der beruflichen Neuorientierung befinden.

Wer noch mehr über seine Bestimmung erfahren möchte, dem empfiehlt Sabine die TED-Talks von Simon Sinek.

Gern unterstütze ich dich beim Finden Deines Warum und begleite dich als Sparring-Partner auf deinem Weg zur beruflichen Neu-Orientierung.

Das gesamte Gespräch zwischen Manuel Fink und mir gibt es hier zum Ansehen oder Anhören.

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Mehr über Manuel Fink erfährst Du unter linkedin.com/in/manuel-fink

Buchtipps:

Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden von Dale Carnegie und Hedi Hänseler | 9. September 2011

Finde dein Warum: Der praktische Wegweiser zu deiner wahren Bestimmung von Simon Sinek | 22. Januar 2018

TED-Talk-Empfehlung von Sabine:

How to discover your „why” in difficult times:

Wie große Führungspersönlichkeiten zum Handeln inspirieren: