Wie der erfahrene Manager Frank Müller seine Job-Transition gemeistert hat

Als Mitglied der Geschäftsleitungsebene von Panalpina betreute er den gesamten norddeutschen Raum. Dann kam ein Eigentümerwechsel und mit ihm eine rigorose Umstrukturierung des Unternehmens. Nach 28 Jahren Unternehmenszugehörigkeit, 14 davon in Führungspositionen, bedeutete das für Frank Müller und den Großteil seiner Kollegen im Top-Management das Aus. Heute arbeitet er in vergleichbarere Position bei Hellmann Worldwide Logistics – und berichtet im Podcast von seinen Erfahrungen mit diesem einschneidenden Wechsel.

Wie hat sich für Dich der Abschied vom alten Unternehmen gestaltet?

Wenn man sich wie ich dem Unternehmen und seiner jeweiligen Position über Jahre so identifiziert hat, fällt einem der Abschied schwer – das Unternehmen, die Kollegen sind ja auch Familie, man hat eine emotionale Bindung zu ihnen. Daher fühlte sich die Kündigung erst einmal so an, wie „Die wollen Dich jetzt nicht mehr mitspielen lassen!“. Das ist nicht schön.

Der gesamte Abschiedsprozess hat eine Weile gedauert. Ich wusste ja bereits ein paar Monate vorher, dass es einen Eigentümerwechsel geben würde und habe, dann überlegt, wie und wo ich mit meinem Team in neue Strukturen hineinpassen könnte. Dabei wurde schnell klar, dass eine Weiterbeschäftigung eher schwierig wäre. Diese Erkenntnis war hart – aber ich habe zum Glück ein stabiles privates Umfeld, mit dem ich mich intensiv austauschen konnte, genau wie mit ebenfalls betroffenen Kollegen. Das hat ungemein geholfen. Schließlich habe ich – das war mir sehr wichtig – dafür gesorgt, dass ich eine gute Übergabe mache und mein Team gut beim neuen Eigentümer unterbringe. Gleichzeitig habe ich in meinem Netzwerk die Fühler nach einer neuen Tätigkeit ausgestreckt.

Dann kam die Freistellungsphase, in der ich mich erstmal viel mit mir selbst beschäftigt habe. Viel Zeit haben, runterfahren, reflektieren, was vielleicht auch schiefgelaufen ist – das stand in im Vordergrund. Teilweise hat sich das ziemlich einsam angefühlt – früher hatte ich 12-Stunden-Tage, in denen sich alles um die Firma gedreht hat, und plötzlich hört das mit einem Schlag auf. Da ist es wichtig zu schauen: Wer bist Du, was brauchst Du, wo willst Du hin, was willst Du machen – und kommt jetzt vielleicht ganz etwas anderes?

Was waren Deine wichtigsten Erkenntnisse in dieser Phase?

Ich habe gemerkt, dass ich tatsächlich in einem ziemlichen Hamsterrad gesteckt habe und diese erzwungene Neuorientierung im Grunde auch schon früher aus Eigeninitiative hätte, kommen können. Denn: Eine Firma wird ja nicht gekauft, wenn alles gut und schön ist. Es stimmte bereits viel früher einiges nicht mehr, was ich aber gar nicht gesehen habe, durch das Hamsterrad vielleicht auch nicht sehen konnte. Selbstreflektion ist also sehr wichtig. Diese Erkenntnis setze ich jetzt in meiner neuen Tätigkeit auch ganz praktisch um: Jeden Freitag nehme ich mir ein leeres Blatt Papier und überlege, was ich in dieser Woche für meine Firma, für meine Kunden und für mich getan habe, und schreibe es dann auf.

Was hat Dir am meisten dabei geholfen, durch die Transition zu kommen?

Im weitesten Sinne: Mein Umfeld. Zum einen viele Gespräche mit ehemaligen Kollegen, aber auch mit Freunden und Familie. Zum anderen hat sich gezeigt, dass ein gutes Netzwerk wirklich so wichtig ist, wie immer gesagt wird. Dank meines zum Glück gut gepflegten Netzwerks hatte ich schnell eine ganze Reihe von Gesprächen, in denen ich ausloten konnte, was zu mir passt und was nicht. Bei Hellmann Worldwide Logistics hat schließlich alles gestimmt. Und dann kam für mich der Punkt, an dem ich das Bedürfnis hatte, den gesamten Prozess noch einmal mit professioneller Begleitung zu reflektieren und zu gestalten, und ich habe mit Dir das Transition Coaching gemacht.

…wegen der Pandemie dann erstmals komplett remote…
…ja, aber das hat super geklappt!

Zum Abschluss: Was sind deine Top-3-Buchtipps für alle, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?

Um einen neuen und umfassenderen Blick auf verschiedene Organisations- und Führungsformen zu gewinnen „Reinventing Organisations“ von Frédéric Laloux. Zum Thema Motivation das Standardwerk „Drive“ von Daniel H. Pink, und über Teams und Produktivität das sehr unterhaltsame „Die 5 Dysfunktionen eines Teams“ von Patrick Lencioni.
Viel Spaß beim Lesen!

Das komplette Interview könnt Ihr hier nachhören oder anschauen:

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