Ist eine Führungskraft irgendwann zu alt und was sollte sie in einem Bewerbungsprozess unbedingt beachten? Wie sieht es aus mit Frauen in Führungspositionen? Diese Fragen beantworten Gerhard Dobrowolski und Uwe Happel von der Personalberatung Weber und Partner im abschließenden Teil der Interviewreihe Inside Headhunting.

Haben Führungskräfte ab 50 keine Chance mehr?

In der Presse ist immer wieder zu lesen, dass Mensch ab 50 keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben. Nach der Feststellung von Gerhard Dobrowolski haben Führungskräfte bis Mitte 50, die eine gute Persönlichkeit haben, keine Probleme, eine neue Festeinstellung zu finden. Später wird es etwas schwieriger. Nicht primär wegen des Alters sondern hier spielt auch der Faktor Gehalt entscheidende eine Rolle. Eine Führungskraft, welche den Arbeitsplatz wechseln muss, möchte bei dem neuen Arbeitgeber mindestens das gleiche Gehalt bekommen wie vorher. Sie hat aber bereits ihren Altersvorsorgeplan aufgebaut – das würde eigentlich mehr Flexibilität erlauben.

Die Führungskräfte, welche ihren Job – vielleicht sogar ohne eigenes Zutun – verloren haben, müssen zuerst erst einmal über diesen Schicksalsschlag hinwegkommen – und es nicht wegwischen. Die Führungskraft sollte sich zunächst eine Auszeit nehmen und die Situation mit professioneller Unterstützung verarbeiten. Dann ist man auch schnell wieder voll fokussiert. Nach einer längeren Auszeit sollten die Kernkompetenzen zusammen mit einem Coach herausgearbeitet werden, so dass man eine gezielte Passung auf Positionen entwickelt. Weiß, was man kann und will. Eine Führungskraft ist beispielsweise für Start-ups sehr wertvoll, die Struktur und Führung in ein junges Unternehmen bekommen wollen. Wenn man weiß, was man will, kann man ggf. auch beim ersten Angebot absagen, wenn es nicht zu einem passt – und auf das Angebot warten, was zu einem passt. Uwe Happel rät daher, sich professionelle Unterstützung zu suchen.

Was sind die Top 3, die eine Führungskraft unbedingt oder gar nicht tun sollte?

  1. Mit dem Unternehmen und der Aufgabe vorab intensiv auseinandersetzen und sich lieber mehr Zeit für die Bewerbung nehmen. Der Bewerber sollte eine stimmige Antwort auf die Frage, was seine Motivation für die Bewerbung war, parat haben. Eine authentische Begründung weshalb man Interesse an der Position oder dem Unternehmen hat. Solche Antworten auf erfolgskritische Fragen kann man hervorragend vorab formulieren und trainieren. Die Chemie zwischen dem Kandidaten und dem Unternehmen muss wirklich passen, sonst werden beide Seiten auf Dauer nicht glücklich.
  2. Authentisch bleiben – Im Vorstellungsgespräch will man meistens gefallen, um den Job zu bekommen. Das ist klar. Deshalb neigen manche Kandidaten dazu eher Dinge zu sagen, von denen sie meinen, dass das Gegenüber sie hören will, statt ihr persönliche Meinung dazu auszuformulieren. Auch das kommt beim Interviewer an. Fragen auszuweichen, sie zu umgehen oder sie mit Plattitüden aus Bewerbungsratgebern zu beantworten, kommt eher negativ an.
  3. „Frauen bewerbt Euch!“ laden die Herren ein. Manche Frauen scheuen häufiger davor zurück, sich zu bewerben, weil sie nicht alle Anforderungen der Jobausschreibung vollständig erfüllen. Darauf kommt es aber nicht immer an – kaum ein Kandidat erfüllt zu 100% die Anforderungsprofile. Frauen sind da oft kritischer mit sich als die Umwelt. Unternehmen suchen oft weibliche Führungskräfte – finden aber nicht immer passende Kandidatinnen. Deshalb laden Uwe Happel und Gerhard Dobrowolski ein: „Frauen bewerbt Euch!“

Das ganze Interview kannst Du hier ansehen oder anhören:

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