Wenn Top-Manager sich beruflich umorientieren, gibt es verschiedene spannende Job-Möglichkeiten. Zu der klassischen Festanstellung in einem anderen Unternehmen kommen das nicht so klassische Interim-Management oder das (noch) nicht so populäre Franchise-System hinzu. Über die letztere attraktive Variante lohnt es sich, besonders für erfahrene Führungskräfte, darüber nachzudenken.
Dr. Johannes Jungblut ist geschäftsführender Gesellschafter bei IoE – Institute of Entrepreneurship. Also, ein sehr kompetenter Gesprächspartner, wenn es um wichtige Fragen rund um das Thema „Franchise“ geht. Aber was genau ist Franchise? Für wen ist diese spannende Möglichkeit der Selbständigkeit interessant? Für wen ist es weniger geeignet? Worauf sollen Franchise-Nehmer achten und mit welchen Investitionen müssen sie rechnen? Dr. Jungblut durchleuchtet das System „Franchise“ als attraktive Karrierealternative für erfahrene Führungskräfte, die über Selbständigkeit nachdenken.
Für wen ist Franchise am besten geeignet
Für wen ist Franchise am besten geeignet, für wen weniger? Auf diese Frage hat der erfahrene Geschäftsführer eine ziemlich klare Antwort: Manager der oberen Ebenen ab circa 40-45 Jahren, die eine Selbständigkeit planen. Sie sind die perfekten Kandidaten für das Franchise-System, wenn sie zudem bereit sind, die so genannten Leitplanken des Franchise-Unternehmens zu befolgen. Dazu gehören Dinge wie der Brand-Name, das Marketing, die Dokumentation und die Qualitätssicherung zum Beispiel.
Ehrlicherweise ist Franchise weniger passend für starke Individualisten, die selbst etwas Neues schaffen und vermarkten möchten. Für die eignet sich wieder mehr die Selbstständigkeit mit einer Eigenkreation.
Beim Franchise geht es ums Managen, nicht um Erfindungen
Im Gastronomie-Bereich ist es in der Regel so, dass die Tätigkeit des Managers schwerpunktmäßig etwa bei der Führung der Marke, der Mitarbeiter, der Dokumentation und der Marketing-Maßnahmen liegt. Dass er neue, Spitzen-Speisen kreiert – das ist wiederum nicht gefragt.
Es geht ums Managen unabhängig von der Branche sowie von dem Thema, mit denen sich der Top-Manager ursprünglich auskennt. Im Franchise-Alltag könnte es beispielsweise so aussehen: Dass ein CFO aus einem Maschinenbau-Unternehmen ins Tee-Geschäft wechselt. Das ist keine Seltenheit. Laut Johannes Jungblut investieren circa 80 Prozent der Franchise-Nehmer in eine, für sie, neue Branche.
In puncto Branchen tickt das Franchise-System selbst auch anders als erwartet: Mit nur 19 Prozent Franchise liegt der Einzelhandel nur im Mittelfeld. Dagegen sind mit 44 Prozent Dienstleistungen wie Coachings und Trainigs in Deutschland führend im System. 30 Prozent kommen der Gastronomie zu. Die restlichen 7 Prozent verteilen sich auf Branchen wie Handwerk, Bau und Sanierung.
Woran erkenne ich ein erfolgreiches Franchise-Unternehmen
Hierzulande gibt es den deutschen Franchise-Verband. Damit Franchise-Nehmer dort Mitglieder werden können, ist es notwendig, dass das Franchise-Konzept dort bereits gelistet ist. Somit ist der Verband die erste Anlaufstelle.
Innerhalb des Verbands wird zudem geprüft, ob es um eine neues oder ein erprobtes Geschäftsmodell geht. Das ist der so genannte „Proof of Concept“.
Bei guten und seriösen Franchise-Konzepten lernt der Franchise-Nehmer zudem das „daily life“ in der Praxis bei Partnern unverbindlich kennen.
Der deutsche Franchise-Verband kümmert sich zudem um den „Match“. Das heißt, der Verband bietet Franchise-Interessenten zwei, drei passende Konzepte. Aufgabenbereich, Arbeitszeiten oder Investitionsgröße spielen dabei eine Rolle.
Wie sieht ein typischer Einstieg aus? Franchise als zweites Standbein?
Schritt für Schritt werden Franchise-Nehmer an das Franchise-Unternehmen herangeführt. Die erste Phase ist das Onboarding. Diese schließt die Vorstellung von zwei bis drei spannenden Konzepten ein sowie die Vernetzung und die Hospitation bei Partnern ein. Businesspläne und Rahmenbedingungen gehören ebenfalls zu dieser Anfangsphase.
In der zweiten Phase geht es um die Begleitung oder das interne Onboarding. Anfangs-Veranstaltungen über unterschiedliche Themen und Methoden, Beratungskonzepte, praktische Umsetzung des Geschäftsmodells. Darum geht es in dieser intensiven und praxisnahen Phase von sechs bis zwölf Monaten. Verschiedene Coaching stehen an. Partner-Unternehmen supporten angehende Partner.
Wer das Risiko für das Franchise-System persönlich hoch schätzt, kann zweigleisig unterwegs sein, so Dr. Jungblut.
Welche Investitionen sind notwendig?
Franchise-Nehmer kommen nicht ums Geld herum. Der Einstieg ins Franchise ist relativ kostspielig. Es gibt einige Gebühren, die je nach Branche variieren. Folgende Gebühren sind typisch:
- Eintrittsgebühr /Einmalgebühr (Geschäftskonzept, Website) > 15.00€ bis 20.000 €
- Coaching-Gebühr (weiterführende Begleitung) > 30.000 bis 40.000€
- Laufende Gebühren > 10 % bis 20 % (abgängig vom Netto-Gewinn)
- Werbebeiträge – abhängig (2 % bis 5% abgängig vom Netto-Gewinn)
- Technologie-Gebühr (Datenbank-Lizenzen)
In den Bereichen, bei denen die Investitionen sehr hoch sind, fallen die Gebühren in der Regel etwas niedriger aus.
Wenn du dich als C-Level für mehr Daten und Details rund um das Thema „Franchise“ interessierst, dann befindest du dich hier auf dem richtigen Weg: Zum Interview mit zwei Franchise-Insidern, Dr. Johannes Jungblut, und mir, Sabine Lanius.