Mirjam Berle, ehemalige Medienchefin und erfahrene Krisenmanagerin bei Goodyear, Thalia und zuletzt beim Deutschen Fußballbund (DFB), reflektiert in diesem Interview mit Sabine Lanius über ihre Erfahrungen mit beruflichen Trennungen und über gelingende Trennungskultur.

Sie hat selbst in ihrer letzten Position erlebt, wie wichtig es für alle Beteiligten ist, auch den Abschied aus dem Unternehmen bewusst zu gestalten und einen guten Schlussstrich zu ziehen. Dabei haben ihr ihre Erfahrungen im Krisenmanagement und als Coach sehr geholfen, um in dieser schwierigen Situation respektvoll und auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Nicht immer ist das Ausscheiden aus dem Unternehmen und die Trennung von Mitarbeitern mit so viel medialer Aufmerksamkeit wie bei Mirjam Berle verbunden. Gleichzeitig ist das Thema Trennung und Trennungskultur voller Brisanz und von großer Relevanz – sowohl für den Arbeitgeber als auch insbesondere für den ausscheidenden Mitarbeiter. Gerade Abschiede sind es, die uns Menschen verbinden oder auch polarisieren. Genau deshalb ist es so sinnvoll, sie gezielt zu gestalten und sich über die Wirkung nach außen und auf die im Unternehmen Verbliebenen bewusst zu werden. Mirjam Berle berichtet ganz offen über ihre Emotionen, die mit der Beendigung der Job-Beziehung verbunden waren. Sie schildert auch die Enttäuschung, die sich zeigt, wenn trotz aller Bemühungen der gemeinsam angestrebte Erfolg in der Zusammenarbeit ausbleibt und man auf beiden Seiten feststellt, dass die Zusammenarbeit nicht funktioniert.

Folgende 6 Tipps und Empfehlungen hat sie für alle diejenigen, die in ähnlicher Situation sind und sich fragen, wie sie sich professionell aufstellen können und gestärkt aus einer solchen Krise herauskommen.

Tipp 1: Mit anderen Menschen sprechen

Auch wenn Gespräche grundsätzlich eine Hilfe bedeuten, so sind Menschen, die konstruktive und lösungsorientierte Fragen stellen, viel hilfreicher als solche, die Ratschläge geben oder durch ihr Mitleid die Betroffenen in eine Opferrolle drängen. Mirjam empfiehlt, sich von einem Experten unterstützen zu lassen, d.h. mit einem Coach zu arbeiten. So lassen sich dunkle Gedanken ans Licht holen und bereinigen. Und es wird wieder leichter, sich seiner Stärken und Erfolge bewusst zu werden.

Tipp 2: Eine authentische Trennungsstory entwickeln

Trennung ist nicht das Ende der Beziehung zum Arbeitgeber. Dazu ist es ratsam, sich bewusst zu machen, was das Gute an der – teils langjährige – beruflichen Basis war. Und sich dann zu entscheiden: „Wofür möchte ich stehen, wenn sich die Wege jetzt trennen?“.
Zu einem professionellen Abschied gehört unbedingt die Überlegung, wie sowohl im Unternehmen als auch nach außen die Trennung kommuniziert wird. Hier gilt es eine klare Sprachregelung zu vereinbaren und eine authentische Geschichte zu erzählen – ohne Standard-Platituden.

Tipp 3: Gegenseitige Verantwortung übernehmen

in Konflikten und Trennungssituationen neigen viele Menschen dazu „persönlich“ zu werden, da sie verletzt sind. Man sucht die „Schuld“ beim anderen, wir machen Vorwürfe, arbeiten mit Unterstellungen und werden unsachlich. Das ist menschlich aber nicht unbedingt klug… und vor allem hilft es dann auch nicht mehr. Besser ist es mit der Situation abzuschließen, für seinen Anteil an der Situation die Verantwortung zu übernehmen und neue Perspektiven zu finden. Nur so sind ein echtes Loslösen und der Weg in die Zukunft möglich.

Tipp 4: Das Trennen von Verhalten und Person hilft im Trennungsprozess professionell zu sein

Um auch in einer Trennungssituation auf Augenhöhe und respektvoll miteinander umzugehen, ist es hilfreich innerlich das Verhalten und den Menschen voneinander zu trennen, findet Mirjam Berle. Auch wenn das viel Übung und Aufmerksamkeit erfordert, ist das ein entscheidender Erfolgsfaktor für ein gutes Ausscheiden.

Tipp 5: Emotionen zulassen

In einer Trennungssituation im Job gehören Emotionen dazu und sind völlig normal. Schädlich ist es nur, sie zu be- oder verurteilen. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass auch die Führungskräfte in Trennungsgesprächen unter Druck stehen und sich dann auch besser von professionellen Coaches beraten und begleiten lassen sollten.


Und zum Schluss gibt Mirjam den vielleicht wichtigsten Tipp:
Sei vor allem achtsam im Umgang mit dir selbst!

Das gesamte Interview gibt es hier als Video und als Podcast – für alle, die sich intensiver mit dem Thema Trennungskultur auseinandersetzen möchten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden