Wer will schon in einer toxischen, vergifteten Unternehmenskultur arbeiten? Gerade für Führungskräfte, die auf dem Weg in eine neue Position sind, stellt sich früher oder später die Frage, woran man von bereits von außen erkennen kann, wie es drinnen im Unternehmen zugeht. Marcus K. Reif erklärt darum zunächst, was es genau mit der Toxizität eines Unternehmens auf sich hat. Er stellt fest, dass es in jedem Unternehmen toxische Subsysteme gibt und gleichzeitig mehr oder weniger starke Selbstreinigungskräfte, die dem entgegenwirken. Auf den Punkt gebracht, formuliert er: „Kultur ist das schlechteste Verhalten, welches gerade noch so toleriert wird”.
Was sind nun die Anzeichen für eine toxische Unternehmenskultur und welche Handlungsempfehlungen gibt Marcus K. Reif Führungskräften, die sich auf beruflich neu orientieren wollen und eine neue Position suchen?
- Als Einstieg ist eine Recherche auf Bewertungskanälen wie Kununu und Glassdoor, um einen ersten Eindruck von dem Unternehmen und seiner Unternehmenskultur zu gewinnen.
- Wie geht das Unternehmen mit Diversity um? Hier kann ein Blick auf die Unternehmenswebsite helfen, um festzustellen, wie viele Frauen in den Führungspositionen arbeiten. Eine stark ausgeprägte männliche „Monokultur“ kann ein Anzeichen für eine problematischere Unternehmenskultur sein
Marcus K. Reif empfiehlt außerdem, die Möglichkeit zu suchen, mit Menschen zu sprechen, die im Unternehmen arbeiten. Dabei lohnt es sich, auf die folgenden Punkte zu achten - Gibt es im Unternehmen Führungskräfte, die von sich sagen, dass sie keine Fehler haben? Dies ist ein klares Indiz für fehlende Selbstreflektion der Führungskraft und lässt Rückschlüsse auf die Werte, die die Unternehmenskultur prägen, zu.
- Gibt es eine höhere Fluktuation als sonst in der Branche üblich?
- Herrscht Mikromanagement vor und wie ist das Verständnis von Führung? Ist die Führung eher autoritär geprägt und gibt es mehr Management als Leadership?
Um den im Unternehmen vorherrschenden Führungsstil zu erkennen, lohnt es sich – so Marcus K. Reif, Artikel in der Presse zu suchen, in denen Unternehmensvertreter sich zu Wort melden. Wenn dann das Gefühl aufkommt, dass der Führungsstil der 80er Jahre herrscht, ist das ein deutliches Warnsignal. - Wie wird mit den Themen Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilisierung umgegangen? Gerade die Pandemie hat in den Unternehmen ein Umdenken erforderlich gemacht. Stellt sich die Frage, wie damit auch nach Corona umgegangen wird.
- Ein weiteres Indiz für Toxizität kann die Art der Kommunikation im Unternehmen sein. Es lässt sich immer noch beobachten, dass Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter anschreien oder „zusammenfalten“, toleriert werden. Paternalistische oder autoritäre Führung begünstigen solches Kommunikationsverhalten.
- Was sind die Instrumente der Personalauswahl: Gibt es Stressinterviews, in denen Bewerber unter hohen Druck gesetzt werden oder findet die Auswahl nach Kriterien modernen Recruitings statt, bei denen Fachlichkeit, Persönlichkeit, Passung zum Unternehmen und das kognitive Leistungsbild des Bewerbers geprüft werden.
Über die ersten 8 Punkte hinaus, sollten Bewerber durchaus im Interview Fragen zur Unternehmenskultur stellen. Je konkreter diese sind, umso genauere Antworten kann der Bewerber erwarten. - Die Frage nach der Anzahl der täglichen E-Mails, die Führungskräfte im Unternehmen zu bewältigen haben, kann Anhaltspunkte auf Mikromanagement und das Maß an Kontrolle sein, die im Unternehmen herrschen. Hier sollten sich Bewerber fragen, inwieweit das zu ihrem Anspruch an das (künftige) Arbeitsumfeld passt.
- Eine weitere aufschlussreiche Frage ist, wie Entscheidungen gefällt werden. Gibt es Entscheidungen, die „Chefsache“ sind? Und bedeutet das schlussendlich, dass die Entscheidungen nicht von dem Experten, sondern einem übergeordneten Entscheidungsträger, der sich in der Sache deutlich weniger auskennt, kommen? Dies könnte darauf hinweisen, dass die eigentlichen Experten abgewertet und langfristig demotiviert werden. Stellt sich die Frage, ob man in dieser Arbeitsumgebung arbeiten will?!
Noch mehr Details und Beispiele aus der Unternehmenspraxis und dem Arbeitsgebiet von Marcus K. Reif erfährst du im Interview, dass du hier als Video oder auch als Podcast findest.
Und wenn du das Thema genauso interessant findest, wie Marcus und ich, dann sei gespannt auf den zweiten Teil, den du ab 24. September genau hier in meinem Blog findest.
Mehr über meinen Gast Marcus K. Reif findest Du hier: https://www.reif.org/
Wenn du Marcus kontaktieren möchtest: https://www.reif.org/kontakt/