Vor zwölf Jahren hat Gero Furchheim, nach der Trennung von seinem damaligen Arbeitgeber, selbst ein Bewerbungs-Coaching für sich genutzt. Heute ist er Sprecher des Vorstands der Cairo AG sowie Präsident des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel e.V.

Wie war die Situation damals?

Für mich war eine professionelle Sicht wichtig, ein Fahrplan, was ich in Zukunft machen sollte und wie ich solch eine Situation auch als Chance begreifen kann. Die Veränderung ergab sich bei mir schon dadurch, dass ich das Bewerbungs-Coaching für mich in Anspruch genommen habe. Als Leiter der Unternehmenskommunikation war ich bis dahin in allen Kommunikationsfragen der Ansprechpartner und glaubte, dass ich das alles selbst machen können sollte.

Was war für Dich eine mentale Unterstützung?

Das Entscheidende für mich war, dass ich durch eine Reflexion der eigenen Kompetenzen und meiner persönlichen Wünsche eine klare Zieldefinition hatte. Diese hat mir ein konsequentes Vorgehen ermöglicht. Der Arbeitsmarkt im Führungsbereich ist kein klassischer Arbeitsmarkt, sondern es ist eher wichtig, über Kontakte herauszufinden, wo ein Bewerbungsprozess ansteht.

War der verdeckte Arbeitsmarkt der Schlüssel zum Erfolg?

Die Arbeit im eigenen beruflichen Netzwerk, um in relevante Gesprächssituationen zu kommen, machten den Unterschied zum üblichen Bewerbungsverfahren aus. Es empfiehlt sich den verdeckten Arbeitsmarkt strukturiert und strategisch anzugehen, dann entstehen viel mehr qualifizierte Chancen daraus.

In deiner jetzigen Position als Vorstandsmitglied führst du heute selbst Bewerbungsgespräche mit Führungskräften. Was ist Dir dabei wichtig?

Ich suche nicht denjenigen, der am besten im Vorstellungsgespräch ist, sondern der am besten in seinen Aufgaben ist – und ins Team passt. Daher versuche ich eine Atmosphäre zu kreieren, in der ich möglichst viel vom authentischen Leben des Bewerbers erfahre. Ich möchte nicht jemanden aussortieren, weil er sich noch in einer mental schwierigen Situation befindet, sondern für mich ist das Potenzial des Kandidaten entscheidend. Ich versuche einen Perspektivwechsel zu schaffen, indem ich erstmal offen von mir erzähle, um damit den Kandidaten zu animieren sich auch zu öffnen. Zudem möchte ich etwas über seine Fehlerkultur erfahren. Das ist mir sehr wichtig.

Hat sich der Bewerbermarkt in den vergangen zehn Jahren aus Deiner Sicht verändert?

Die Halbwertzeit des Wissens ist sehr viel kürzer geworden. Die Veränderungen im digitalen Bereich sind so groß, dass nicht mehr hauptsächlich die Kernkompetenzen zählen, sondern welche Techniken der Bewerber hat, um an den aktuellen Entwicklungen dranzubleiben. Ein anderer Punkt ist, dass immer mehr Bewerber auf Ihre Work-Life-Balance achten auf und sich fragen sich, wo es lohnenswert ist, ihre Talente einzubringen. Es muss gemeinsam herausgefunden werden, ob es miteinander passt.

Gab es einmal ein Vorstellungsgespräch, dass sich auf eine Art entwickelt hat, mit der du nicht gerechnet hast?

Der spannendste Bewerbungsprozess begann, als der Bewerber für ein Gespräch auf eine Führungsposition-Position im Bereich E-Commerce abgesagt hat, weil er mehrere Optionen hatte. Ich gab ihm dann die Chance, sich genauer mit dem Unternehmen zu beschäftigen. Verschiedene Mitarbeiter führten mit dem Bewerber offene und intensive Gespräche, dass dieser sich schließlich dazu entschloss, im Unternehmen anzufangen. In drei Wochen feiert der damalige Bewerber sein zehnjähriges Firmenjubiläum.

Drei goldene Tipps für Bewerber im Führungsbereich

  1. Eigene Kompetenzen müssen klar sein, um zu begründen, warum das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, genau das Richtige ist
  2. Mit Authentizität und auf Augenhöhe sprechen
  3. Teamgeist und Techniken, wie man vorankommen kann

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